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Wilhelm Rudolph (1889 - 1982)

o. T., nach 1945
Aquarell, Graphit auf Karton
38,7 x 28,5 cm
Inv.-Nr.: 1165
1985 übereignet aus dem Nachlass
Foto: Bernd Kuhnert, Berlin

Wilhelm Rudolph, der Dresdener Maler, Zeichner und begnadete Holzschneider, überlebte den Angriff auf Dresden, bei dem er fast sein ganzes Frühwerk verlor, und begann schon einen Tag später den Untergang der Stadt wie ein Besessener zu zeichnen. Innerhalb eines Jahres schuf er eine erschütternde Serie von 150 Rohrfederzeichnungen zum zerstörten Dresden sowie eine Holzschnittfolge.

Nach diesem Erlebnis, wie lange danach, ist nicht zu bestimmen, denn Rudolph datierte seine Blätter nicht und es existiert nur die Unterscheidung zwischen vor und nach 1945, entstand dieses kleine zauberhafte Naturstück eines Waldausschnittes voller atmosphärischer Dichte. Liniengespinste aus weichem Graphit und Farbflecken in beschränkter Farbpalette mit reichen Nuancen, woran das sensible Empfinden des Malers auszumachen ist, durchdringen sich und werden zu einem ausbalancierten Ganzen. Die kompakte, zugleich aber zart versponnene Masse des unteren Blattbereiches, die in die Tiefe führt, öffnet sich nach oben, stellt Äste, Zweige vor dem rötlichen Himmel dar. Die dichte Baumlandschaft ist beseelt von einem inneren Leuchten.

Rudolph vermag es, dieses einfache, unaufgeregte Motiv, dieses Capriccio, zu einem großartigen Erlebnis werden zu lassen.

(Elke Pretzel)