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Ausstellungen 2011

Arno Fischer (1927-2011) 13.11.2011 - 08.01.2012

Arno Fischer – erste posthume Ausstellung in Neubrandenburg

Der 1927 in Berlin geborene Arno Fischer (1927-2011) ist einer der bedeutendsten deutschen Fotografen. Nach einem Studium der Bildhauerei entschied er sich für die Fotografie und erwarb sich bereits in den 50er Jahren internationale Anerkennung mit seinen Fotografien über das geteilte Berlin (Situation Berlin).

Es folgten stilprägende Modefotografien für die Zeitschrift „Sybille“, Reisedokumentationen aus Polen, Äquatorialguinea, der Sowjetunion, Indien oder New York, die den Zustand der Gesellschaft in zufällig erscheinenden Momenten einfangen, und eindringliche Porträts. Zugleich war Arno Fischer für Generationen von Fotografen leidenschaftlicher Mentor als Assistent, Hochschulprofessor oder Lehrbeauftragter.

2010 erhielt Arno Fischer den Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin für sein Lebenswerk.

Die Ausstellung ist die erste posthume Ausstellung nach seinem Tod im September 2011.

Sie gibt einen Überblick über sein Schaffen in 44 Schwarz-Weiß-Fotografien und bezieht die erst 2008 publizierten malerischen Polaroids „Der Garten“ und „Steine“ erstmals vollständig mit ein, die als Substrat seines Schaffens bezeichnet werden.

Bereichert wird die Ausstellung durch den Dokumentarfilm „Leben im Bild. Arno Fischer. Fotograf“ von Thomas Martin und Hannes Gieseler – ein wunderbares Porträt des Künstlers.

Angela M. Flaig: Natur und Stille, Flug-Samen wider die Vergänglichkeit 10.09. - 30.10.2011

Das Naturerlebnis steht am Anfang einer langen Kette des Entstehungsprozesses der poetischen Arbeiten von Angela M. Flaig. Rund um das Dorf Hausen, zu Rottweil eingemeindet, findet sie die Samen für ihre Werke.

Das Sammeln, das vor allem ein Pflücken ist, ist ein erster stiller Prozess auf dem Weg zum Kunstwerk. Hier geht ein Samen das erste Mal durch die Hände der Künstlerin, meist noch an der Blüte haftend. Formschöne Blüten werden getrocknet. Im eigenen Atelier werden manche Samen schon aus den Blüten herausgezogen, weiter getrocknet und am Ende nach Sorten getrennt in Materialkisten aufbewahrt. Viele Samen werden erst bei der konkreten Gestaltung eines Kunstwerkes wie der Pyramide in Raum 1 von ihrem Blütenträger befreit. Faszinierend ist dabei, welches Volumen die befreiten Samen entwickeln und wie sich miteinander verbinden lassen, weil sie wie Kletten aneinander haken, dabei aber federleicht sind und mit einem Luftzug zuviel davon schweben könnten. Mit Haarspray wird die Mehrzahl der Samen fixiert, der feine Sprühnebel des Haarsprays bleibt unsichtbar. 

Im Südwesten Deutschlands hat Angela M. Flaig bereits zahlreiche Ausstellungen bestritten. Die federleichten und ebenso verletzlichen wie schönen Flug-Samen gelten als ihr Markenzeichen. Ihre daraus geschaffenen Objekte sind fragil, schön und meist symmetrisch komponiert. Angela M. Flaig wird nun erstmals im Nordosten der Bundesrepublik in einer Einzelausstellung gezeigt. 2007 war sie in einer Gruppenausstellung in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin für 14 Tage mit anderen Bildhauern ausgestellt.

Besonders glücklich sind wir über zwei raumbestimmende Arbeiten, die sie eigens für die Räume der Kunstsammlung geschaffen hat.

Aus vielen vorgefertigten Einzelteilen installierte Angela M. Flaig in der ersten Aufbauwoche eine „Schwebende Decke“ im Eckraum III. Eine Arbeit aus Tausenden von Distelsamen, ein Kunstwerk, das viele Assoziationen weckt und an eine Bettfüllung aus Daunenfedern erinnert oder an einen schwebenden Teppich. Ebenso einmalig ist eine neue Pyramide, die Angela M. Flaig von Grund auf in Raum I gestaltet hat, und wo wir in der zweiten Aufbauwoche Zeuge wurden, wie sie diese Form, die zu den Urformen menschlicher Behausungen zählt, konstruiert hat.

Ihre Objekte sind mehrschichtig im wahrsten Sinne des Wortes. Die Pflanzenteile wirken oft als grafische Grundeinheiten: Ein Samenflügel statt eines Pinselstrichs.

Ihre minimalistischen Kompositionen sind sehr konkret. Sie verarbeitet die Realität, reale Erzeugnisse der Natur, auf deren Eigenschaften sie Rücksicht nehmen muss. Sie kennt diese inzwischen aus dem Effeff, so dass die Projekte heute von Ort zu Ort transportiert werden können und die Formen der Objekte vor Ort nur aufgefrischt werden müssen

Geometrisch serielle Reliefs wie in Raum II und IV: mit Pinzetten auf dickes Transparentpapier aufgesetzt und mit Kaltleim fixiert; unter dem Transparentpapier liegt während des Arbeitens Karopapier, das für das klare Raster sorgt, und das später wieder entfernt wird. Samen werden einzeln aufgeklebt.

30 Exponate von 2007 bis 2011 sind in der Ausstellung der Kunstsammlung Neubrandenburg zu erleben.

Handzeichnungen. Bestandsausstellung 07.07. - 28.08.2011

Von den 6.000 Kunstwerken der Kunstsammlung sind 1.800 Arbeiten Unikate auf Papier. Sie sind die eigentliche Stärke der Sammlung. Zahlreiche Werke darunter sind Handzeichnungen, eine künstlerische Ausdrucksform, die sehr direkt die Handschrift des Autors erkennen lässt, da sie unmittelbar und spontan ist. Aber auch die große Freiheit in der Wahl der zeichnerischen Mittel macht diese Technik so überaus interessant.

Elisabeth Ahnert · Walter Arnold · Falko Behrendt · Will McBride · Jürgen Brodwolf · Carlfriedrich Claus · Kate Diehn-Bitt · Wilfried Fitzenreiter · Hermann Glöckner · Marie Hager · Bernd Hahn · Hartwig Hamer · Thomas Hartmann · Ernst Hassebrauk ·Josef Hegenbarth · Joachim Heuer · Elke Hopfe · Matthias Jaeger · Oleg Juntunen · Gerhard Kettner · Bernd Kommnick ·Bernhard Kretzschmar · Mark Lammert · Harald Lange · Wolfgang Leber · Gerda Lepke · Walter Libuda · Max Lingner · Oskar Manigk · Michael Mohns · Ute Mohns · Michael Morgner · Herta Müller · Ronald Paris · A. R. Penck · Stefan Plenkers · Susanne Pomrehn · Curt Querner · Thomas Ranft · Wilhelm Rudolph · Adelheid Sandhof · Hanns Schimansky · Bernhard Schrock · Ernst Schroeder · Werner Stötzer · Gudrun Trendafilov · Fritz Tröger · Herbert Tucholski · Jan Wawrzyniak · Claus Weidensdorfer · Michael Wirkner · Ruzica Zajec · Baldwin Zettl · Rainer Zille

Worpsweder Vielfalt zu Gast in Neubrandenburg - Die Künstlerkolonie Worpswede 07.05. - 17.07.2011

Die Worpsweder Kunsthalle - die Kunststiftung Friedrich Netzel - schickt in diesem Jahr ihre Werke während einer mehrmonatigen Bauphase auf die Reise. Dank der langjährigen Kontakte zwischen der Kunstsammlung und der Kunsthalle konnte Neubrandenburg eine von drei Stationen werden und die einmalige Chance nutzen, Arbeiten von Künstlern der ersten und zweiten Generation aus der legendären Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen auszuwählen.
Die Exponate spiegeln mit einer breiten Palette an Themen ein Stück deutsche Kunstgeschichte um 1900 und ihre Nachfolge bis in die Gegenwart wider.

Diese Ausstellung schließt sich damit an die Reihe früherer Worpsweder Ausstellungen in Neubrandenburg an. Die Kunstsammlung zeigte bisher vier Ausstellungen:

1991 Heinrich Vogeler: Das graphische Werk,
1992 Heinrich Vogeler in Karelien,
1994 Radierungen aus der Frühzeit der Künstlerkolonie Worpswede und
1997 Ottilie Reylaender.

In der aktuellen Präsentation werden 62 Gemälde und 4 Plastiken aus der Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel und der Lilienthaler Kunststiftung gezeigt sowie eine Videoinstallation der Berliner Künstler Gert Bendel und Dörte Meyer von 2010, die Worpsweder Gegenwart vor dem Mythos der Vergangenheit dokumentiert.

Karl Arste (1899-1942)
Gert Bendel (*1973)
Walter Bertelsmann (1877-1963)
Marie Bock (1867-1956)
Sophie Bötjer-Mallet (1887-1966)
Christian Ludwig Bokelmann (1844-1894)
Willy Dammasch (1887-1983)
Hans am Ende (1864-1918)
Bernhard Hoetger (1874-1949)
Bernhard Huys (1896-1973)
Alfred Kollmar (1886-1937)
Fritz Mackensen (1866-1953)
Dörte Meyer (*1969)
Emmy Meyer (1866-1940)
Otto Modersohn (1865-1943)
Walter Müller (1901-1975)
Richard Oelze (1900-1980)
Lisel Oppel (1897-1960)
Fritz Overbeck (1869-1909)
Udo Peters (1883-1964)
Ottilie Reylaender (1882-1965)
Emy Rogge (1866-1952)
Albert Schiestl-Arding (1883-1937)
Georg Tappert (1880-1957)
Tetjus Tügel (1892-1973)
Carl Emil Uphoff (1885-1971)
Fritz Uphoff (1890-1966)
Lore Uphoff-Schill (1890-1968)
Bram van Velde (1895-1981)
Carl Vinnen (1863-1922)
Heinrich Vogeler (1872-1942)

Von Assig über Falke und Uecker zu Zeniuk - Preisträgergrafiken für Jugend musiziert seit 1994 27.05. - 26.06.2011

Der 48. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ findet vom 10. bis 17. Juni 2011 in Neubrandenburg und im Landkreis Mecklenburg-Strelitz statt. Seit 1994 erhalten die Preisträger vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vergebene und eigens für sie geschaffene Kunsteditionen von renommierten Künstlern wie von Martin Assig, Ina Barfuss, Günther Uecker oder Jerry Zeniuk.
Erstmalig lobte der Projektbeirat in Zusammenarbeit mit dem Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e. V. einen Wettbewerb zur Gestaltung der drei Preisträgergrafiken aus.
TO Helbig, Lucia Schoop und Iris Vitzthum schufen Unikate in Serie für diese Preise.
Alle seit 1994 gestalteten Preisträgergrafiken werden in der Ausstellung gezeigt.
Sämtliche Exponate stammen von der Deutschen Musikrat gGmbh, Bundesgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ in München, die jedes Jahr pro Preisträgergrafik ein Belegexemplar in ihre Kunstsammlung aufnimmt.
Murshida Arzu Alpana · Martin Assig · Pidda Auberger · Manfred Aust · Ina Barfuss · Karl Bohrmann · Gisela Bullacher · Renald Deppe · Adelheid Eichhorn · Friedhelm Falke · Ernst Friedrich · Pia Fries · Norbert Fritsch · Werner Götzinger · TO Helbig · Birgit Jensen · Ulrich Langenbach · Heinrich Modersohn · Armin Mueller-Stahl · Hartmut Neumann · Jürgen Postel · Walter Sachs · Lucia Schoop · Jeanette Schulz · Norbert Schwontkowski · Günther Uecker · Iris Vitzthum ·Thomas Wachweger · Raimund Wäschle · Willi Weiner · Jerry Zeniuk

Alltag, Figur und Natur - Kunst aus dem Nordosten Juliane Ebner, Anka Kröhnke, Ping Qiu, Gaby Schulze, Christin Wilcken 03.04. - 22.05.2011

Welche Inspirationen erwachsen aus alltäglichen Erfahrungen?
Fünf Künstlerinnen aus dem Nordosten der Bundesrepublik Deutschland zeigen beispielhaft ihre individuellen Antworten.
Juliane Ebner aus Berlin (*1970 in Stralsund) setzt sich in Handzeichnungen, kleinen Gemälden, Collagen und Videos mit der medialen Bilderflut auseinander, wobei der Mensch im Mittelpunkt steht.
Anka Kröhnke aus Kühlungsborn (*1940 in Berlin) wurde vor allem durch Objekte aus Materialien wie zerschnittenen CDs und Blechdosen bekannt. Sie präsentiert nun Reliefs aus farbigen Acrylglasstäben in einem Schwarzlichtraum.
Ping Qiu aus Carmzow-Wallmow (*1961 in Wuhan/China) lässt Silikonhände mit Nägeln in den Fingerspitzen in einer Installation trommeln, kontrastiert von fragilen Pinselzeichnungen mit Tusche.
Gaby Schulze aus Raakow (*1970 in Berlin) befasst sich mit naturwissenschaftlichen Themen wie DNA-Analyse, Navigation mit GPS-Daten und der Beherrschung der Natur durch den Menschen.
Christin Wilcken aus Mühl Rosin (*1982 in Güstrow) abstrahiert Landschaftsräume zu objekthaften Zeichnungen in einer reichen Palette von Schwarz-, Weiß- und Grautönen.


August Schmidt (1825-1911) und Meissen. Kunstsammler und Stifter aus Leidenschaft. 03.02. - 27.03.2011

Die nahezu vollständig verlustig gegangene Städtische Kunstsammlung (1890-1945) verdankte ihr Bestehen zwei Bürgern der Stadt Neubrandenburg, die ihre wertvollen Kunstsammlungen dieser per Legat vermachten. Nach Henry Stoll (1822-1890) war es vor 100 Jahren August Schmidt (1825-1911).

Anlässlich des Jubiläums der Stiftungsgründung vor 100 Jahren ehren wir August Schmidt mit einer Ausstellung.

Am 8. März 1911 verstarb der gebürtige Neubrandenburger August Schmidt in seiner Heimatstadt. Dessen wertvolle Kunstsammlung ging schon auf seinen Vater zurück, von dem er die Kunstwarenhandlung übernahm. Er war nicht nur Händler, sondern ein leidenschaftlicher Sammler, dem ausgeprägter Qualitätssinn bescheinigt wurde.

Wer Schmidt noch zu seinen Lebzeiten in der Mitte seiner für ihn einzigen Welt besucht hat, dem wird unvergesslich sein, wie seine ganze Seele in den schönen Blättern lebte, und wie der Stolz aus seinem freundlichen und feinen Antlitz leuchtete, wenn er fühlte, wie seine Besucher Anteil nahmen an dem, was sein Leben ausfüllte. … Diese [seine] schöne porzellanene griechische Götterwelt wird von den Besuchern Neubrandenburgs immer wieder angestaunt und bewundert. Sie ist der Glanzpunkt der ganzen Kunstsammlung. (Richard Görschner: Dem Gedächtnis des Kunstsammlers August Schmidt, in: Neubrandenburger Zeitung, Beilage, Nr. 300, 76. Jg.(1925-12-24) 

Ein Großteil der bei archäologischen Grabungen 2006 auf dem Marktplatz völlig überraschend aufgefundenen Porzellanscherben entstammen Schmidts Sammlung und kommen aus der Meissener Manufaktur. Die Ausstellung zeigt seine Porzellane in teilrestauriertem und restauriertem Zustand. Stilistisch lassen sich die figürlichen Arbeiten dem Klassizismus zuordnen, der in Meissen von 1764 bis 1814 Einfluss auf die Entwürfe der Porzellanfigurinen hatte.

Als besonderer Höhepunkt sind Leihgaben des Archivs der Meissener Manufaktur in die Präsentation eingeordnet. Es handelt sich dabei um unikate Entwurfs- und Modellzeichnungen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Geschirren, Porzellanfiguren und -gruppen, sowie Radierungen von Johann Joachim Friedrich Elsasser.

Ein beachtlicher Teil dieser Leihgaben hat einen direkten Bezug zu Schmidts Porzellanen.